Reisebericht Australien 2016

Perth / WA - Freitag, 2. September

Jetzt ist es endlich soweit und ich mache mein erstes Selfie in Australien. Hinter mir seht ihr den Blick aus unserem Hotelzimmer und unter mir kreischt eine Schar bunter Loris auf einem Baum. Unsere Anreise ist ohne jegliche Pannen verlaufen. Ich soll an dieser Stelle noch einen speziellen Dank an Leslie von RMR Schaffhausen weitergeben. Es hat alles reibungslos geklappt – auch beim Weiterflug gab es keine Diskussionen. „Supi !“ Leider kam ich während des Fluges nie aus meiner Box raus und sah nichts. Ich wurde jedoch bestens Unterhalten mit den Gesprächen zwischen den Aschi's und dem Sitznachbar Philippe aus Winterthur. Er ist inzwischen in Indonesien und wird nach einem kurzen Urlaub seine Arbeit in einem Nationalpark als Ranger antreten. Die ersten Einkäufe wurden ebenfalls schon getätigt und wir können ab sofort über unser eigenes WiFi-Netz mit Euch in Kontakt treten.

Perth / WA – Sonntag, 4. September

Trallali und Trallala - einmal links, einmal rechts – rundherum das ist … UPPS ... Hallo ... Sorry! Schön das du meinen Bericht liest. Tanze mal wieder durchs Zimmer, wie jede Nacht um 1 Uhr seit ich hier bin. Die blöde Zeitverschiebung holt mich WIEDER aus dem Bett. In dem Moment wünschte ich ein Handy zu sein. Das schaltet man ein und hat einfach die richtige Lokale Zeit. Apropos Handy! Das es bei vielen nicht mehr ohne geht ist bei mir angekommen. Jetzt werden die ja auch als Jagdwaffen eingesetzt. Habe gemeint diese Pokemons seien nur in Europa ... offenbar haben diese Wesen auch Australien fest im Griff … mir ist noch keines begegnet … würde aber sofort mein Surfbrett als Schlagwaffe einsetzen und mich verteidigen … oder aus Angst davon rennen. Im Moment machen mir die Jäger viel mehr angst … als ich beim Fötele war, hat mich einer wegen seines Tunnelblicks fast vom Geländer geschuppst … sprang gerade noch rechtzeitig in meine schützende Box. Vom Kings Park hat man eine super Sicht auf die City. Während ich so am Knipsen bin unterhalten sich die Aschi's angeregt über Bautätigkeit und Preise. Im Hafengebiet wird ein Hotelkoloss am anderen hochgezogen … es scheint ein Wettrennen um die beste Flusslage und -sicht zu sein. Die Preise sind seit ihrem letzten Besuch anscheinen zünftig angestiegen: 1kg einheimische Äpfel kostet rund 4,50, für einen Kafi to go legt man 4 Mäuse hin und für eine Stange Bier im Restaurant bezahlt man 8 Franken. Während sich die zwei unterhielten, machte ich heimlich einen Schnappschuss von ihnen. Etwas schräg geraten … bin eben klein und ist nicht so einfach für mich ...
Natürlich waren wir die Tage auch in der Fussgängerzone unterwegs. Da gibt’s Läden bis zum Umfallen: Kleider- und Schuhläden, Handyshops, Souvenirläden, Schmuckgeschäfte und und und, es sollen an die 900 Läden sein. Sicher ist, das die Aschi's wissen, wo sie vor der Rückreise die letzten G'schenkli bekommen könnten … Kinderkleidli, neue Kochschürze für die Nachbarin und andere nette Mitbringsel wurden gesichtet.
So … jetzt wird’s langsam Zeit … die letzte Nacht im Hotel steht vor der Tür und ich muss noch meine Reisebox packen. Morgen geht’s los zur Autovermietung und dann machen wir an der Westküste die erste Etappe. Als Tagesziel haben sie die Pickel's (oder so ähnlich) festgelegt … bin gespannt was das ist?! Auf jeden Fall soll es viel Sand haben und ich muss aufpassen, dass mein schöner Pelz seine weisse Farbe behält. Also dann … see you on the road to north ...




Carnavon / WA - Freitag, 9. September

Oh Mann, oh Mann, wau! Also das waren ja Tage – so was von ereignisreich. Ständig war etwas los. Also los ging es ja in Perth, als die Aschi's endlich ihren Camper Roo in Empfang nehmen. Was das mit dem Namen auf sich hat? Dazu komme ich später noch. Zuerst musste eingekauft werden, alles, was man dringend braucht in einem Haushalt. Das heisst: Essig und Öl, Salz und Pfeffer, Bier und Cookies (auch bekannt als Guezli), viiiiel Wasser; Abwaschmittel und Putzlappen und so weiter, nicht zuletzt auch noch etwas zum Essen.
Am Dienstag meinte ich, es gehe endlich einige hundert Kilometer, falsch gedacht. Diese Pickel's stehen ja heute auf dem Programm. Ich weiss jetzt, dass es sich um verwitterte Kalksteinfelsen handelt, die wie Nadeln im Wüstensand stecken. Ich konnte es nicht lassen ein Selfie mit The Pinnacles zu machen .
Als ich am Mittwoch aus meiner Box krieche, muss ich mich regelrecht entfalten. Ich hatte mich in der Nacht in die hinterste Ecke verkrochen! Kurz nach Mitternacht holte mich das heftige Geprassel des Regens aus dem Schlaf ... dann schüttelte und rüttelte der Wind das ganze „Roo“ durch. Am nächsten Morgen sprechen die Leute im Camp von einem schweren Sturm mit Spitzen von über 100 km/h ... gut waren wie nicht direkt an der Wasserfront ... alles überstanden und mit einem heftigen Herzklopfen davon gekommen.
Auf Haupt- und Nebenstrassen geht's weiter nach Kalbarri. Diese Farben und Blütenpracht ist unvorstellbar. Die Aschi's müssen immer wieder anhalten und die vielen Blumen und Sträucher bestaunen. Leider konnte ich davon noch kein Bild machen. Dafür habe ich mich am Abend auf den Schreibtisch geschlichen und ein Selfie geschossen. Im Camp haben wir Hundelady Lilly und ihre Familie als Nachbarn. Das sind zwei ganz tolle Engländer, die schon lange hier in Down Under leben. Und dann war da noch Roland – der lebt ebenfalls schon eine halbe Ewigkeit mit seiner Frau hier unten und vermisst das Rheintal nicht wirklich. Die Menschen sind so was von freundlich, hilfsbereit und haben stets einen guten Tipp für die weitere Reise.
Ach ja – das hätte ich jetzt fast vergessen! Wieso heisst der Camper „Roo“. Das war nämlich so. Jeden Abend lesen die Aschi's den Kilometerzähler ab, damit sie ... aber das ist jetzt Nebensache. Also ER hat ihn noch nicht abgelesen und SIE meint, sie könne vom Wohnzimmer aus die Zündung einschalten, damit die Armatur beleuchtet ist. Das ging zünftig in die Hosen ... Sie dreht den Schlüssel zu viel und schon macht der Camper einen (kleinen) Satz nach vorne. Und Roo ist bei den Australiern ein Kängurus ... Auf diesen Schrecken kann ich nur noch sagen: Prost!
Nach einer Übernachtung am Hamelin Pool sind wir jetzt in Carnavon. Von meiner Box aus höre ich die Wellen des Meeres ... und der Campingplatz ist der pure Luxus. Die Tagestemperaturen werden jeden Tag etwas höher und angenehmer und die kleinen Fliegen (davon gibt es hier Tausende) werden jeden Tag unangenehmer. Wisi vermisst bereits seine Fliegenklatsche.
Der Highway Nr. 1 ist eine Normale Strasse, die über Kilometer gerade in den Norden führt. Es geht vorbei an Kornfeldern, Busch- und Weideland. Immer wieder habe ich freie Sicht auf den Indischen Ozean mit seinen herrlichen Stränden und der tosenden Brandung.




Derby / WA – Freitag, 16. September

Schon wieder ist Freitag und damit zeit einen Bericht zu erstellen. Nur weiss ich gar nicht so recht, wo ich beginnen soll – es ist ja soooo viiiiiel passiert und ich habe ganz ganz viel schon gesehen. Beginnen wir bei den Fakten: Heute ist der 12 Reisetag, seit Perth haben wir 3054km zurückgelegt (255km pro Tag). Die Temperaturen liegen aktuell bei angenehmen 30-35 Grad und nachts erträgt man noch den warmen Schlafsack. All Zuviel möchte ich gar nicht in Worte fassen, sondern die Bilder für sich sprechen lassen. Unterwegs machte ich eine Bergbesteigung, leider stellte sich heraus, dass es ein Termitenhügel ist und ich war schnell wieder unten. Dann wollte ich surfen gehen, aber die Wellen waren zu hoch und ich beschloss Muscheln zu sammeln. Bald wurde es mir zu warm an der 80-Milen-Beach und ich legte mich in den Schatten einer Koralle. Weit mehr Glück hatte Esther im Wasser, als sie in der Coral Bay schnorcheln war und die Fische vor ihrer Nase herum schwammen.

Übrigens sind wir damit gleich beim Stichwort – Tiere! Oh-je, was ich da schon alles gesehen habe. Direkt vor unserer Nase, oder viel mehr vor der Stossstange von Camper Roo, hatten wir allerhand das läuft, kriecht, fliegt oder eben nichts mehr von all dem tut. Doch seht selbst!

Natürlich bringt so ein Camperleben auch die alltäglichen Arbeiten mit sich. An erster Stelle steht jeweils die Suche nach einem geeigneten Stellplatz für die Nacht. Das kann in angenehmer Nachbarschaft sein oder ganz alleine im Outback. Dazwischen ist alles möglich. An zweiter Stelle kommt das Kochen. Manchmal im Camper und angenehm ist es, wenn eine Küche zur Verfügung steht. Und dann ist noch das mit dem Waschen, womit ich das Wäschewaschen meine ich. Die Waschmaschinen sehen praktisch immer gleich aus – nur in der Lesbarkeit der Anleitung unterscheiden sie sich. Nach 3 Monaten wird aber auch dies kein Problem mehr darstellen. Zum trocknen kommt die Wäsche an die Leine.

Braune Baumschlange Viehtrieb

Am Sonntag geht es weiter auf dem Savannah Way in Richtung Queensland und somit bin ich für Heute am Ende und ich sage Tschüss bis zum nächsten Bericht.




Croydon / QLD – Montag, 3. Oktober

Seit meinem letzten Bericht ist einige Zeit vergangen. Es war viel los, aber leider nicht nur Positives. Nachdem unser Camper Roo einen Kühlerschaden hatte, mussten wir per Abschleppdienst rund 300 km zurückreisen. In Mataranka haben wir währende der Reparaturdauer 2 Nächte im Roadhouse verbracht. Nach der ganzen Aufregung war ich ganz schön froh, dass die Aschi's einige Tage zuvor in der Hoochery Rum-Distillery waren und dort eingekauft haben. 3x dürft ihr raten, was ich nach dem Abschlepp-Stress gemacht habe ... Hicks ... keine Angst, es hat noch was in der Flasche.

Und da wir gerade bei Blumen und Blüten sind, möchte ich Euch einige spezielle Exemplare zeigen. ... nein ich habe nicht Zuwachs erhalten. Das Bild zeigt die aufgebrochene Frucht einer Baumwollpflanze. Der Frühling zeigt überhaupt ein breites Angebot an Blüten.

Auch in Sachen Tieren haben wir erneut einiges gesehen. Allerdings gibt es Vertreter von der fliegenden Fraktion, die sind morgens und abends besonders anhänglich und weichen auch während des Tages kaum von der Seite des Menschen ... da hab ich's mal wieder besser.

Jetzt muss ich doch noch einmal ein Wort zu den Strassen sagen! Dass es rüttelt und schüttelt, daran habe ich mich so langsam gewöhnt. Aber ich verstehe nicht, weshalb die Strassen immer wieder durch Bäche und Flüsse gehen. Wissen die hier unten nicht, wie man Brücken baut?

Ich melde mich wieder mit einem neuen Bericht von der Ostküste und sage bis dann Tschüss




Cape Tribulation / QLD – Samstag, 8. Oktober

Zunächst die Fakten zur Reise: seit Perth sind wir 34 Tage unterwegs, haben inzwischen 7'749 km zurückgelegt, sind in der 3. Zeitzone und nach dem kühlen Western Australia und dem heissen Northern Territorry im feuchten Queensland angekommen. Seit meinem Bericht aus Croydon habe ich erneut viel gesehen und erlebt. Habe einen Vulkan bestiegen, bin in die Grotte eines Lavastromes gestiegen, habe in einem Eisenbahnwagon geschlafen und war an einem Blues-Strandkonzert. Besonders beeindruckt hat mich, wie die Landschaft und die Vegetation sich innert weniger Reisetage drastisch verändert hat. Saftiges Grün wächst an den Strassenrändern, Kühe stehen auf satten Wiesen, Plantagen mit Mango, Bananen und Tomaten prägen das Bild. Und hier oben im nördlichen Teil von Queensland hat es riesige Anbaugebiete mit Zuckerrohr. Es war fast ein kleiner Schock, als wir nach all den Wochen in der Abgeschiedenheit das erste mal in eine richtige Stadt kamen.

Ravenshoe ist ein kleines Städtchen rund zwei Autofahrstunden von der Ostküste entfernt. Wenn man durch die Hauptstrasse spaziert findet man alles, was man braucht: Bäckerei, Friseur, Metzgerei, Restaurants und Hotels und wie bisher im ganzen Land viele nette Leute. OK, mag vielleicht nicht besonderes, dass man frische Tomaten oder Wassermelonen kaufen kann. Wenn es jedoch seit Tagen das erste frische Gemüse ist in einem Laden, kann man sich vorstellen, wie sich die Aschi's auf Gurken, Rüebli und Co gestürzt haben.

An der Küste rund um Cairns schlägt der Puls etwas schneller – es ist hektischer und alles ist auf den Tourismus ausgerichtet. Die Wahl für eine Aktivität fällt bei dem riesigen Angebot schwer. X-Angebote beinhalten Touren zum Barriere Riff, Zig-Angebote machen Fahrten durch den Regenwald und nochmals dutzende bieten Fahrten mit garantierter Krokodil-Sichtung.
Schön ist es doch auch, das zu geniessen und zu sehen, was um einem herum ist: grosse Bäume, riesiges Farn, Strand mit dem weiten Meer ... ein Känguru mit ihrem Baby. Und es ist doch irgendwie auch toll, wenn man irgendwo im nirgendwo in einem Pub ein Glas Wein trinken kann und dabei die verrücktesten Dinge an Wänden und Decke sieht.

Da kann man zum Abschluss nur noch sagen: Prost, bis zum nächsten mal!




Julia Creek / QLD – Samstag, 15. Oktober

Nach einer Woche Küste hatten die Aschi's genug vom Strandleben und haben bei Townsville die Ostküste verlassen. Jetzt melde ich mich aus dem Inland - bereits 640 km von der Küste entfernt. Doch der Reihe nach.

Australienkarte mit aktuellem Standort

Mein letzter Bericht kam von Cape Tribulation. Danach haben die Aschis eine Flussfahrt gemacht, ich hab mich dabei ganz klein gemacht – hatte ganz schön schiss vor den riesigen Krokodilen. Da hab ich doch viiiiel mehr Freude an den Pflanzen, auch wenn die ganz schön weit oben in einer Art Korb wachsen. Stichwort Korb – Wisi hat eine neue Form des Spiegeleibratens gefunden. Die Form dafür ist ein ausgestochenes Toastbrot. Wie das ausschaut, seht ihr auf dem Foto unten – geschmeckt hat es super.

Krokodil im Daintree River Blühende Korb-Pflanze in luftiger Höhe Spiegelei in Toastbrot

Wenn man sich an der Australischen Ostküste befindet, darf man eines unter gar keinen Umständen verpassen – das Riff der Riffe – das Great Barrier Reef. Und so machten sich die Aschi's auf die Suche nach Nemo. Das Thema Wasser blieb uns noch eine Weile treu und es gab diverse Wasserfälle mit Wasserbecken zu bestaunen.

Esther & Wisi beim Schnorcheln am Great Barrier Reef An Bord der Quicksilver Josephine Wasserfall am Mount Bartle Frere

Als wir die Küste verliessen, machten die riesigen Plantagen mit Zuckerrohr, Bananen, Mango und so weiter, grossen Eindruck. Nicht zuletzt auch das enorme Schienensystem und die Kleinzüge, mit denen das geschnittene Zuckerrohr in die Fabriken gefahren wird. Die Ortschaften entlang des Overlander Way entstanden durch Plantagen, Minen und der Zeit des Goldrausches. Viele leben noch von ihrer Geschichte und pflegen ihr Ortsbild, andere wurden längst zu Geisterstädten.

Bananen-Plantage Lok mit Wagons für Zuckerrohrtransport Charters Towers, ein Städtchen mit liebevoll restaurierten Gebäuden

Zum Abschluss meines heutigen Berichtes noch zwei spezielle Fotos, die ich nicht weiter kommentieren möchte.


WC mit Bedienungsanleitung Wilde Loris ganz zutraulich



Marla / SA – Sonntag, 23. Oktober

Grüezi aus dem Australischen Outback (Hinterland, abseits der Zivilisation, unerschlossene Region). Gerade mal bis Mount Isa haben wir es auf dem Highway geschafft, dann wurde es den Aschi's zu langweilig und sie mussten auf die „Piste“. Via Plenty Highway ging es durch viiiiel Natur nach Alice Springs.

Mount Isa Campingplatz Urangandie Alice Springs

In Urandangi(e) ist Pam Wirtin des Pubs, die Kinder des Dorfes rennen bei ihr ein und aus, sie vermittelt den Campingplatz und gibt Informationen über den Ort ab. Bei den von ihr erhaltenen Unterlagen fand ich folgendes:

Wessen Job ist es - Dies ist eine Geschichte von 4 Menschen:
Jedermann, Irgendwer, Irgendjemand, Niemand
Da gab es einen wichtigen Job, der getan werden musste.
Jedermann war sicher, dass Irgendwer ihn machte.
Irgendjemand könnte ihn machen, aber Niemand tat es.
Irgendwer ärgerte sich darüber, weil es Jedermann's Job war.
Jedermann dachte, Irgendwer könnte es tun.
Es endete damit, dass Jedermann Irgendjemand beschuldigte,
weil Niemand tat, was Irgendjemand längst hätte tun können.

Kaum zu glauben, aber wir hatten einer der seltenen Tage in Alice Springs erwischt – es regnete. Doch damit nicht genug, die Nächte sind in den letzten Tagen immer kälter geworden und die Kleider zum Schlafen immer mehr. Gerade mal 9 Grad hatte es in der Nacht auf Sonntag, aber auch die Tagestemperaturen sind zur Zeit nicht besonders Hoch. Mit 25 Grad ist es sehr angenehm, noch angenehmer wäre es ohne Fliegen. Aber die gehören zu Australien wie Kakadu, Wellensittich und Dingo.

Nichts geht ohne Fliegenschutz Kakadu Wellensittiche Dingo

Die nächsten Tage geht es wieder auf ungepflasterten Wegen weiter und, sofern es die Verhältnisse zulassen, über die Flinders Ranges nach Adelaide.




Murray Bridge / SA – Dienstag, 1. November

Heute sag ich Grüzi aus dem Süden und freue mich in den nächsten Tagen ein Glas Australischen Wein trinken zu können. Aber zunächst die Fakten: 58 Tage unterwegs und 12'699km zurückgelegt.
Der Oodnadatta Track führte auf staubigen Pisten entlang der einstigen Bahnlinie des „Old Ghan“. Seit die Linie 1980 eingestellt wurde kämpfen einzelne Ortschaften ums überleben mit Besonderheiten wie zum Beispiel dem Pink Roadhouse. Andere sind längst zu Geisterstädten geworden, sind dem verschwunden oder versuchen den Ort als Museum weiterleben zu lassen.
Städte wie Coober Pedy haben es einfacher. Die Opal-Stadt ist bekannt. Besucher wollen die Minen sehen oder die Wohnstätten im Untergrund oder machen es wie wir und stellen ihr Zelt im Untergrund einer ehemaligen Mine auf.

Der Bull-Dust (feiner Sandstaub, der jeder Ritze findet) folgt uns bis Ende Oktober und sorgt für tägliche Abstaubarbeiten im Innern des Campers. Durch das Outback und die Wüste gibt es ein immer wechselndes Landschaftsbild und bezaubernde Farbenspiele. Auf der einen Seite hat es Süsswasserquellen, auf der andern blubern Hügelquellen und gleich darauf folgt der austrocknete Salzsee. Billabongs (Wasserlöcher) und die kleinsten Pfützen sind Tummelplatz für jegliche Arten von Tieren.

Die Landschaft ändert ihr Bild sehr schnell. Man fährt über eine Kuppe oder um eine Kurve und schaut auf grüne Hügel, zerklüftete Bergfelsen oder die Emus stehen mitten auf der Strasse. Die Nächte werden in Richtung Süden sehr Kalt. Bei Temperaturen unter 10 Grad wird jetzt im Camper geschlafen und täglich gehofft, dass endlich die versprochenen heissen Tage kommen, die sich die Aussies gewohnt sind in dieser Jahreszeit. Alle beteuern, dass es seit 10 Jahren nicht mehr so kalt und nass war wie jetzt. Inzwischen haben wir die Berge verlassen und folgen dem Murray River weiter in Richtung Süden. Hier wird die Landschaft geprägt durch den Anbau von Korn, Weinreben und Obstplantagen und auf den Weiden mit zum Teil Hüfthohem Gras tummeln sich grosse Herden von Schafen.
Die nächsten Tage geht es ans Meer, nach Adelaide und dann via Barossa Valley nur noch Richtung Westen.




Norseman / WA – Freitag, 11. November

Mit heutigem Datum haben wir rund 15'000 km zurückgelegt, sind wieder in Westaustralien und gerade mal 722 km vom Ausgangsort Perth entfernt.
Das Wetter der letzten Tage war nicht berauschend. Nur gut, dass ich einen Pelz habe und nicht so schnell friere. Da haben es die Aschi's schlechter, die ziehen sich einige textile Schichten über für die Nacht und decken sich zudem mit einem dicken Schlafsack zu. Geschlafen wird allerdings knallhart im Zelt. Seit es das aus der Schweiz mitgebrachte Rote im böigen Wind zerlegt hat, haben sie es im neuen Grünen etwas kuscheliger, da es kleiner ist.
Die Region nach Adeleide steht ganz im Zeichen des Weinanbaus. Allen voran das Barossa Valley mit seinem riesigen Anbaugebiet und den zahlreichen namhaften Winzern.

Anschliessend ging es der Küstenlinie folgend nach Ceduna. In diesem Gebiet steht der Anbau von Getreide im Vordergrund und natürlich hat jedes der idyllischen Fischerdörfer seinen Hafen und die Hobbyfischer aus den Städten versuchen sich bei ihrem Anglerglück.

In Ceduna stehen wir vor der letzten grossen Herausforderung unserer Reise: Die Durchquerung der Nullarbor-Ebene. Auf den 1200 km von Ceduna nach Norseman hat es:

  • über lange Zeit keinen einzigen Baum, dies gibt der Ebene ihren Namen
  • einen Grenzübergang von Süd- nach Westaustralien mit Kontrolle auf Lebensmittel (Früchte, Gemüse, Honig, Pflanzen, Blumen dürfen nicht eingeführt werden und müssen vorgängig gegessen oder vernichtet werden)
  • Steile Klippen mit tosender Brandung
  • 10 Ortschaften mit einem Roadhouse, jeder mit einem Shop und einem Campingplatz
  • Strassenschilder, die es sonst nirgends in Australien gibt
  • mit 90 Meilen das längste gerade Strassenstück von Australien

Aber ganz egal wo wir in den letzten 68 Tagen waren und wie das Wetter war, ein Tier war uns die ganze Zeit über Treu und hat uns auf Schritt und Tritt verfolgt: die Fliege




Bunbury / WA – Donnerstag, 24. November

Seit dem letzten Bericht standen folgende Themen im Vordergrund: Kornfelder, Strand und Meer, Blumen, Kunst und natürlich Tiere. Effektiv am nächsten ging uns jedoch der 15. November. Ein ganz normaler Dienstag und endlich haben wir richtig warm – das Thermometer steigt an diesem Tag bis auf 40 Grad und es weht ein zügiger Wind. Gegen 10 Uhr ging es los mit den ersten Buschfeuer-Meldungen und bis zum Abend sind südlich von Perth 46 Brandherde. Auf dem Weg zu unserem Tagesziel fahren wir durch dichten beissenden Rauch.
Am nächsten Tag sind alle Buschfeuer erloschen – die Temperaturen liegen bei knapp unter 20 Grad und es hat die ganze Nacht geregnet (zumindest an unserem Übernachtungsort). Jeder Campground hat so seine Eigenheiten. Einen ganz speziellen Platz fanden wir durch Zufall. Hier wurde das ehemalige Wohnhaus umfunktioniert für Küche und Aufenthaltsraum, einige Zimmer dienen als Gästeräume. Den Schutz eines Hauses (für Kochen und Abwaschen) nahmen wir bei den kühlen Temperaturen gerne an.

Westaustralien gilt als Hochburg für Getreide und Weinbau. Während unserer Fahrt von Norsman an die Südküste waren die Ernten in vollem Gang. Das Korn wird auf speziellen Plätzen gesammelt, auf LKW's verladen und im Hafen von Esperance verschifft oder wird in Getreidesilos abgefüllt.

Die Süd- und Westküste hat zahlreiche lauschige Strandabschnitte und viele Orte sind bei Surfern beliebt. Aber auch Kultur und Geschichte kommen nicht zu kurz. Am südwestlichsten Punkt Australiens artet es sogar in Sport aus, wenn man die 76 Treppenstufen zum Leuchtturm von Cape Leeuwin besteigt. Verlässt man die Küste, so trifft man bald auf Weinanbaugebiete oder fährt durch die Berge.

Bei unseren Fahrten durch Westaustralien ist uns wieder das eine oder andere Tier vor die Linse „gelaufen“. Zena, eine Australische Vogelkennerin, erklärte uns, dass es sich bei einigen Aufnahmen um seltene Tiere handelt. In der Regal fanden wir die Vögel auf Bäumen, auf Zäunen oder auf Wiesen. Ein Kookaburra-Baby fanden wir am Strassenrand sitzend und flüchtete nicht, als wir näher kamen. Mit einem Ast hoben wir den Jungvogel an und setzen ihn auf einen Zaunpfahl. Der Kookaboora ist auch bekannt unter dem Namen Lachender Hans. Sein Ruf ist unverkennbar, extrem laut und ähnlich dem eines Brüllaffens.

Es gäbe noch viel zu erzählen, zum Beispiel, dass wir Sting-Rays am Strand gesehen haben, Surfer während einer gefühlten Ewigkeit in der Brandung beobachtet haben, tolle Menschen getroffen haben und und und. Aber jeder Bericht muss ja irgend wann zu einem Ende kommen. Dieser Bericht kommt es im doppelten Sinne. Wir drei verabschieden uns mit diesem letzten Bericht aus Australien und sagen Tschüss und Bye bye.

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